23.05.2008 von Jörg Julius
Where the wind blows
Neue Windkraftparks in Russland geplant
Das Windkraft eine der wichtigen Energielieferanten der Zukunft ist, dürfte wohl unumstritten sein.
Auch deshalb ist er mehr als positiv, dass russische Regionen und Unternehmungen sich darum bemühen an ein Leben nach Erdgas und –öl zu denken.
Gemeinsam mit einem großen spanischen Technikkonzern plant nun die Bezirksregierung von Krasnodar im Süden Russlands und das russische Unternehmen „OOO „Wetreon-Jug“ die Errichtung eines Windparks mit geplant mehr als 1.000 Megawatt Leistung
Dieser Windpark stellt ein Pilotprojekt dar, dem weitere folgen sollen.
Mit Blick auf die Umwelt könnte dies der Anfang eines Umdenkens auch in Russland sein. Weg von fossilen Energieträgern hin zu moderner, sauberer Energie. Das würde den Menschen in der Krasnodarer Region nicht nur sauberere Luft bringen, es könnte, mit dem besonderen Blick auf die russisch-europäische Zusammenarbeit in diesem Projekt, auch der Anfang einer modernisierten gesamteuropäischen Energiepolitik sein. Die Windkraftanlage in Anapa soll auch als zusätzlicher Energielieferant für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi dienen.
Die Firma OOO„Wetroen-Jug“ wurde am 08.12.2006 speziell für die Realisierung des Windenergieanlagenprojektes und integrierte Wasserentsalzungssysteme, wobei der Windkraftanlagenpark in Anapa mit der geplanten Kapazität von 100 Megawatt als Pilotprojekt eingestuft wurde, gegründet.
Der Initiator des Projektes, der Betreiber (im Sinne von Besitzer) und Hauptbefürworter des Projektes ist die Administration des Krasnodarer Kraj selber und zwar in Person des Gouverneurs Tkatchew, des 1.Vize-Gouverneurs Remezkow und damit Stellvertreter von Tkatchew sowie des Vize-Gouverneurs Murawjew, verantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes.
Das es auch um Einnahmen für die Region geht ist verständlich.
Die politischen Entscheidungsträger kontrollieren persönlich die Realisierung des Projektes und erhoffen sich stabile und angemessene hohe Einnahmen und Gewinne nach der praktischen Verwirklichung. Remezkow (erster Vize-Gouverneur) gilt als „graue Eminenz“ der Administration. Er zeichnet für alle finanziellen Vorhaben, insbesondere aber für die Erschließung zusätzlicher Finanzierungsquellen für Wirtschaftsprojekte der Region und „Sondervorhaben“ verantwortlich.
Die Firma „Wetroen-Jug“, konkret geschaffen für dieses Projekt, ist ihrer Art nach eine leitende/verwaltende und koordinierende Gesellschaft zur Umsetzung des Projektes Energieversorgung Sotschi-2014 und der Kurorte Anapa, Glendschik, Noworossisk.
In diesem Zusammenhang sollte dem in den Gründungsdokumenten ausgewiesenen Firmengegenstand keine besondere Bedeutung beigemessen werden. Der Hauptgegenstand der praktischen Geschäftstätigkeit ist eindeutig:der Bau der Windenergieparks am Schwarzmeerufer des Kuban.
Im Projekt der Errichtung der Windenergieparks arbeitet die Firma W. aktiv mit der spanischen Firma Ibedrola Renovables zusammen, die als Hauptpartner im Rahmen der Realisierung des Projektes angesehen wird.
Im Rahmen des Projektes wurden auch Kontakte zu Siemens hergestellt. Diese entwickelten sich, bedingt durch bestimmte Herangehensweisen von Siemens, nicht positiv.
Die Firma „Wetroen-Jug“ ist nach unseren Recherchen weder mit kriminellen Machenschaften noch sonstig gearteten Betrügereien in Verbindung zu bringen. Und das stellt schon etwas Besonderes in Russland dar.
Der Gouverneur
Der Gouverneur Tkachew begann mit den Ausarbeitungen zum Projekt Windkraftanlagen Kuban 1000 unmittelbar nach seiner Amtsübernahme 2002.
Der politische und persönliche Stellenwert des Gouverneurs Tkachew ergibt sich vor allem aus der strategischen Lage des Krasnodarer Kraj und der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi.
Die Person des Gouverneurs war und ist in der Regierung der Russischen Föderation sowie der Administration des Präsidenten nicht unumstritten.
Er gilt als politisch anpassungsfähig, verfügt über große organisatorische Fähigkeiten und Durchsetzungsvermögen.
Tkachew unterhält enge Verbindungen in die Regierung der RF sowie in den Apparat der Administration des Präsidenten. Zu seinem Freundeskreis zählen der ehemalige Premierminister Kasjanow und der Wirtschaftsminister German Gref.
Tkachew ist ambitiös. Er steht persönlich und politisch unter großem Erfolgsdruck im Zusammenhang mit dem zu realisierenden Programm Sotchi 2014.
Die persönliche Verantwortung Tkachews für die Lösung der komplizierten Energieprobleme hat dabei auch aus der Sicht der Regierung in Moskau Priorität.
Tkachew als auch der erste Stellvertreter Remezkow stammen aus der Kuban-Region. Beide, und dies scheint interessant, verfügen persönlich über eigene Firmen.
Im Jahre 2003 und 2004 fanden interne Untersuchungen und Überprüfungen des Föderalen Rechnungshofes im Zusammenhang mit vielfältigen Verletzungen der Finanzordnung sowie Hinweisen auf Manipulationen im Budget der Administration und nachgeordneter Behörden statt. Beiden Politikern konnten im Ergebnis der Untersuchungen jedoch keine Pflicht- bzw. Dienstverletzungen nachgewiesen werden.
Im Mai 2008 soll die spanische Firma die Ausrüstung für die meteorologischen Beobachtungen im Raum Anapa liefern und montieren. Auf der Grundlage der Messergebnisse wird dann die Entscheidung getroffen werden, wo genau der Windenergiepark (die Anlagen)errichtet werden soll.
Die Finanzierung soll ausschließlich über Investitionen erfolgen, wobei 75% der Investmentsumme aus Finanzierungsquellen des Oligarchen O.Deripaska („Aluminium-König“) bereitgestellt werden sollen.
Die Holding Basowij Element“ ist eine diversifizierte Finanz- und Investitionsholding, die 1997 gegründet wurde und in Russland als auch international tätig ist.
Die Holding ist vornehmlich in Schlüsselbereichen der Industrie, darunter auch im Energiesektor, tätig..
„Basowij Element“ verfügt u.a. über 25% an der österreichischen STRABAG AG sowie 9,9% am deutschen Baukonzern Hochtief und beschäftigt mehr als 600.000 Mitarbeiter.
Eigentümer ist der Multimilliardär Oleg W. Deripaska.
Deripaska ist im Krasnodarskij Kraj über seine Holding Basowij Element wirtschaftlich stark präsent. Defacto gehören ihm alle Flughäfen Südrusslands (internationale Flughäfen Krasnodar und Sotchi sowie die Flughäfen Anapa und Gelendshik.) Die Krasnodarer Administration unterhält enge und geschäftliche Beziehungen zu Deripaska.
- Deripaska verfügt über größere Immobilien in Sotchi. Darunter ein größeres Anwesen unmittelbar angrenzend an die neue Residenz des zukünftigen Präsidenten Medjedew.
- Deripaska beteiligt sich mit Firmen seiner Holding im Rahmen des Energie-Entwicklungsprogramms und des Programms Sotchi 2014 an der Realisierung wichtiger Wirtschaftsobjekte in der Kuban-Region.
Nach Einschätzung von gesicherten Quellen aus der unmittelbaren Umgebung der Führung der Administration des Gebietes sind die Firma OOO “Wetroen-Jug“ und Sokolov persönlich auf Grund der bestehenden Interessenlagen gegenwärtig die einzige Struktur, durch die die Realisierung des Projektes Pilotprojekt Anapa mit 100 Megawatt und das Gesamtprojekt KUBAN 1000 Megawatt –real möglich ist. Die Administration gewährt niemand anderen Zugang zu diesem Projekt. Durch das Unternehmen OOO “Wetroen-Jug“wurden bereits alle Fragen der Flächennutzung für den Park gelöst. Die erforderlichen weiteren Schritte zur Umsetzung des Projektes in der Region wurden abgestimmt.
Aus der Administration wurde aber eine gewisse Besorgnis hinsichtlich der Verlangsamung der Durchführung der Projektschritte lautbar, die im Zusammenhang mit der für die Administration unverständlichen Haltung der spanischen Seite zu sehen ist. Die Administration geht jedoch intern davon aus, dass diese Stagnationsphase schnell überwunden wird.
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